(27. Januar 2023) Die deutschen Frauen mit Sehbeeinträchtigung feiern im Biathlon-Einzelrennen über 12,5 Kilometer ihren zweiten Dreifach-Erfolg dieser WM. Linn Kazmaier holt Gold, Johanna Recktenwald Silber. Leonie Walter profitiert von der Disqualifikation ihrer ukrainischen Konkurrentin Oksana Shyshkova. Ein weiteres Silber gibt es für Andrea Eskau bei den Frauen sitzend.
Leonie Walter (SC St. Peter) hatte sich schon damit abgefunden, dass es an diesem Freitag nichts werden würde mit einer weiteren Medaille für sie. 5,1 Sekunden fehlten der 19-Jährigen und ihrem Guide Pirmin Strecker im Ziel auf Shyshkova, die im Gegensatz zur Deutschen (zwei Fehler) alle 20 Schüsse des Tages ins Ziel gesetzt und so Strafminuten vermieden hatte. Dann aber drang die Nachricht von der Disqualifikation der Ukrainerin durch – wegen eines Fehlverhaltens mit dem Gewehr.
Shyshkova verlor ihre Bronzemedaille an Walter, der zweite deutsche Dreifacherfolg dieser WM war perfekt. Linn Kazmaier von der SZ Römerstein (mit Guide Florian Baumann) gewann ihr zweites Gold in Östersund, Johanna Recktenwald (Biathlon-Team Saarland, mit Guide Lutz Klausmann) holte Silber. Für beide galt gleichermaßen ein Fazit, dass der Biathlon-Bundestrainer Rolf Nuber nach dem Rennen zog: „In der Ruhe liegt die Kraft.“ Kazmaier blieb ohne Fehler, Recktenwald schoss einmal daneben. „Es lief heute sehr gut für Flo und mich. Wir konnten ein Tempo durchziehen“, sagte die neue Doppel-Weltmeisterin.
Glücklich war auch Johanna Recktenwald, die am Mittwoch beim Biathlon über zehn Kilometer als Vierte nach vier Fehlern eine Medaille verpasst hatte. „Ich habe mir viele Gedanken gemacht, was da schiefgelaufen ist“, sagte die sonst sehr sichere Schützin. „Heute habe ich mehr riskiert, habe schneller geschossen und war nicht so verkrampft. So hat es funktioniert.“
Wicker und die Wurmfamilie
Bei den Frauen sitzend holte Andrea Eskau (USC Magdeburg) Silber hinter Kendall Gretsch (USA) – auch dank einer tadellosen Schießleistung. „Das war mir wichtig, deswegen habe ich mich sehr aufs Schießen konzentriert und mir Zeit gelassen“, sagte sie. Bronze ging an Christina Picton (Kanada) vor Anja Wicker (MTV Stuttgart), die zwar läuferisch top war, sich aber sieben Strafminuten einhandelte. Ihren Humor büßte die 31-Jährige dennoch nicht ein. „Da war heute kein Wurm drin, sondern eine ganze Wurmfamilie“, sagte sie. Nico Messinger (mit Guide Robin Wunderle) dürfte ganz ähnlich gedacht haben. Der 28-Jährige vom Ring der Körperbehinderten Freiburg, der in den bisherigen Biathlon-Rennen in Schweden Silber und Bronze geholt hatte, wurde am Freitag nach sechs Schießfehlern Siebter.
Bei den Männern stehend ging der Sieg nach Kanada. Mark Arendz holte Gold vor Grygorii Vovchynskyi (Ukraine) und Benjamin Daviet (Frankreich). Bester Deutscher wurde Marco Maier als Sechster, den drei Schießfehler eine mögliche weitere Medaille in Östersund nach Gold im Biathlon- und im Langlauf-Sprint kosteten. „Ich wollte zu viel am Schießstand“, sagte der 23-Jährige vom SV Kirchzarten, der normalerweise nicht über die längeren Distanzen unterwegs ist. Maiers Vereinskamerad Alexander Ehler (zwei Fehler) wurde Siebter, Steffen Lehmker ((WSV Clausthal-Zellerfeld, drei Fehler) Neunter.
Zwei Renntage folgen bei der WM noch: am Samstag mit dem Langlauf über zehn Kilometer im freien Stil, am Sonntag mit den abschließenden Langlauf-Staffeln. Für das deutsche Team stehen bislang insgesamt 23 Medaillen zu Buche, sechs goldene, zehn silberne und sieben bronzene – im Medaillenspiegel bedeutet das derzeit Platz eins.
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https://www.fis-ski.com/en/para-snowsports/para-nordic/historical-results